Melodifestivalen (auch Mello genannt) ist der schwedische Vorentscheid für den Eurovision Song Contest. Es wurde im Laufe der Jahre zur meistgesehenen Unterhaltungssendung für die öffentlich-rechtliche Fernsehgesellschaft Sveriges Television (SVT) in Schweden und in ganz Skandinavien.
Geschichte
Die schwedische Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest wird seit 1959 veranstaltet. Im Jahr zuvor wurde noch der Teilnehmer von der SKAP, der „Vereinigung Schwedischer Komponisten der Populärmusik“ bestimmt. Seit der ersten Teilnahme 1958 nahm Schweden dreimal nicht am Eurovision Song Contest teil, so dass es auch keine Vorentscheidung gab. Dies geschah im Jahr 1964 wegen eines Teilnehmerstreiks, 1970 aus Protest gegen die EBU und 1976 aus Protest gegen den kommerziellen Charakter der Sendung und um Geld zu sparen.
Modus
Seit 2002 werden zuerst in vier Vorrunden die Teilnehmer für die nationale Vorentscheidung gewählt. Dies sind in der Regel der Gewinner und der Zweite der Vorrunden. Danach gibt es noch eine fünfte Vorrunde. Die Dritt- und Viertplatzierten der vier ersten Vorrunden bekommen im Semifinal (bis 2021: Andra Chansen) eine zweite Chance und können um die vier letzten (8 4=12; zuvor zwei letzten, 8 2=10) Finalplätze singen.
2007 wurde der Modus der letzten Vorentscheidung noch einmal leicht verändert. Weiterhin gibt es zuvor vier Vorrunden mit je acht Titeln. Wie beim Skispringen treten bei Andra Chansen im Anschluss jeweils zwei Songs gegeneinander an, so dass am Ende der Vorrunde vier Songs übrig sind. Die Zuschauer haben jetzt noch einmal die Wahl. Wieder treten jeweils zwei Lieder gegeneinander an. Die zwei Gewinner ziehen ins Finale ein. Das System der Vorentscheidungen wurde schon in den 1980er-Jahren in Erwägung gezogen, jedoch befürchtete man, dass die Zuschauer das Interesse am Wettbewerb verlören. Das Gegenteil war nach Einführung der Vorrunden der Fall: Das Zuschauerinteresse wuchs stetig an.
2015 wurden die Regeln des Melodifestivalen nochmals geändert: In den vier Halbfinalen treten anders als bisher nicht mehr acht, sondern nur noch sieben Teilnehmer an. Von diesen qualifizieren sich jedoch weiterhin die Erst- und Zweitplatzierten direkt für das Finale und die Dritt- und Viertplatzierten für Andra Chansen. Dort werden es nun vier statt zwei Acts ins Finale schaffen, sodass dort nun zwölf statt zuvor zehn Lieder um den schwedischen Startplatz beim Eurovision Song Contest konkurrieren.
Alle Schweden sind in jedem Jahr kurz nach Ende des jährlichen Festivals aufgerufen, Lieder für die Vorentscheidung des kommenden Jahres einzureichen. Wer letztendlich teilnehmen kann, wird von einer Jury entschieden, die durch unterschiedliche Vertreter der schwedischen Bevölkerung besetzt wird. Diese erhalten für ihre Tätigkeit auch eine Schulung. Neben den eingereichten Liedern werden jedoch auch in jedem Jahr „Joker“ bestimmt, die unabhängig von diesem Einreichungsverfahren teilnehmen können. The Ark, die 2007 das Melodifestivalen gewonnen haben, gelangten beispielsweise als Joker in die Vorentscheidung. Für einige Jahre nahm der Gewinner oder einer von der Jury ausgewählter Interpret des P4 Nästa am Melodifestivalen teil.
Abstimmung
Bis 1998 kürte eine Jury den Sieger, diese war entweder nach dem Wohnort oder dem Alter repräsentativ eingeteilt. Seit 1999 werden jedoch die schwedischen Zuschauer per Televoting beteiligt. Im Finale, das seit 2013 in der Friends Arena stattfindet, wird eine internationale Jury in die Abstimmung eingebunden. Die Vergabe von Punkten erfolgt jeweils zur Hälfte durch die internationale Jury und durch das schwedische Publikum. Hier werden erst die Jury-Punkte vorgelesen, und dann das zusammengerechnete Publikums-Votum vergeben. Ein ähnliches Voting wurde beim ESC 2016 eingeführt.
In der schwedischen Presse und unter Melodifestivalen-Fans wird teilweise stark darauf geachtet, ob ein Gewinner beide Abstimmungen auf sich vereinen kann. Die Jury ist nicht unumstritten und sorgte immer wieder für Diskussionen in der populären Presse. Insbesondere dann, wenn die Diskrepanz zwischen Zuschauer- und Juryvoting zur Geltung kam. So kam es vor, dass Interpreten trotz eines zweiten Platzes im Zuschauervoting dennoch die Vorentscheidung gewannen, da sie im Juryvoting den ersten Platz belegten.
Erfolge
Die zeitgleich im schwedischen Fernsehen und Radio ausgestrahlten Sendungen sind insbesondere seit Einführung der Vorrunden nicht nur dort ein Quotenerfolg. Auch die CD zur Sendung erfreuen sowie die DVD mit allen Finalrunden und vielen Extras erfreuten sich jedes Jahr hoher Beliebtheit, ebenso die oft zeitnah veröffentlichten Tonträger verschiedener teilnehmender Künstler sowie Sammlungen mit Favoriten und/oder Gewinnern vergangener Jahre. Die Veranstaltung hat vielen Teilnehmern zum Durchbruch verholfen, so zum Beispiel Carola Häggkvist. ABBA, die 1974 mit Waterloo den Wettbewerb und später auch den Eurovision Song Contest gewannen, starteten danach eine Weltkarriere. Auch in jüngster Zeit half es einigen Künstlern wie Måns Zelmerlöw, Agnes Carlsson oder Eric Saade.
Erfolgreiche Teilnahmen beim Eurovision Song Contest
Interpreten, die bei dem Eurovision Song Contest nach ihrer Teilnahme an den Melodifestivalen mindestens den fünften Platz erreicht haben:
Austragungsorte
Das Melodifestivalen ist einer der wenigen Vorentscheidungen, wo die einzelnen Sendungen an verschiedenen Orten des Landes stattfinden.
Bisher waren 27 verschiedene Städte Ausrichter von mindestens einer Melodifestivalen-Sendung.
Halbfinale
Seit der Einführung der Halbfinale im Jahre 2002, finden die Halbfinalsendungen an bisher 27 verschiedenen Orten in 22 verschiedenen Städten statt.
(Stand: 9. März 2025)
Semifinal
Seit der Einführung des Semifinal (früher: Andra Chansen-Runde) im Jahre 2002, finden die dazugehörigen Sendungen an bisher 19 verschiedenen Orten in 14 verschiedenen Städten statt.
(Stand: 9. März 2025)
Finale
Das Finale, welches seit 1958 regelmäßig stattfindet, findet an bisher 14 verschiedenen Orten in drei verschiedenen Städten statt.
(Stand: 9. März 2025)
Hall of Fame
Im Jahr 2020 führte man mit der Melodifestivalens Hall of Fame ein eigenes Segment zur Ehrung von Beiträgen oder Persönlichkeiten ein.
Weblinks
- Offizielle Website des Melodifestivalens (schwedisch, englisch)
- Offizielle Website der Melodifestivalens Hall of Fame
Einzelnachweise




