H. G. Francis (* 14. Januar 1936 in Itzehoe; † 3. November 2011 in Hamburg; eigentlich Hans Gerhard Franciskowsky) war ein deutscher Buch- und Hörspielautor. Er verfasste unter zahlreichen Pseudonymen Science-Fiction-Romane und Jugendhörspiele. Von 1971 bis 2004 gehörte er zum festen Autorenstamm der Perry-Rhodan-Serie.
Leben
Nach seinem Abitur studierte der Hobbyschwimmer (Jugendmeister in Schleswig-Holstein) Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Hamburg. Nach Abschluss des Studiums im Jahre 1963 war er als Gebietsleiter eines Pharma-Unternehmens tätig.
Seit seiner Jugend interessierte sich H. G. Francis für Literatur und Science-Fiction. Inspiriert durch Werke von Isaac Asimov und Poul Anderson veröffentlichte er schon 1962 seinen ersten Roman Die fünf Oligos. Schon kurz darauf erschien sein erster Band innerhalb der SF-Serie Mark Powers, allerdings unter dem Verlagspseudonym Ted Scott. Es folgten weitere Romane, neben Mark Powers schrieb er mehrere Utopia-Romane und an der Serie Ren Dhark von Kurt Brand mit. Der Autor entwickelte Mitte der 1960er-Jahre seine eigene Serie Rex Corda. Die Serie erschien ab dem 7. November 1966 im Bastei-Verlag, wurde jedoch am 28. August 1967 nach 38 Bänden wieder eingestellt.
Ab 1970 wurde Francis in der Perry-Rhodan-Serie aktiv, zunächst in der Schwesterserie Atlan, ab 1971 dann auch für die Perry-Rhodan-Serie selbst. Sein erster Band trug die Nummer 518 und hieß Sturmlauf in den Tod. In den folgenden über dreißig Jahren verfasste er für die Atlan-Serie 96 und für die Perry-Rhodan-Serie 208 Heftromane und gehörte damit zu den produktivsten Autoren der Serie.
Francis gab 1972 seine Arbeit als Gebietsleiter auf und wurde hauptberuflich Schriftsteller.
1986 sorgte der Autor mit seinem Roman Die vom fünften Hundert für Aufsehen. Es ist die deutlich erweiterte Fassung eines bereits 1970 in der Reihe Terra Astra erschienenen Romans. In der Erzählung schildert Francis eine Zukunft, in der alle Menschen in Wolkenkratzern leben, die durch Transmitter miteinander verbunden sind. Kein Mensch kennt mehr die freie Natur.
Neben seiner Arbeit bei Perry Rhodan wurde Francis auch als Autor vieler Hörspiele bekannt. 1974 verwies ihn ein Freund an das Label Europa. Dort würde ein Autor für eine Kung-Fu-Hörspielserie gesucht, die sich an der Fernsehserie Kung Fu mit David Carradine orientieren sollte. Francis übernahm die Aufgabe und verfasste die Skripte für Regisseurin Heikedine Körting. In der Folge schrieb er unter verschiedenen Pseudonymen hunderte von Hörspielen für Europa. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Gruselserie (vormals auch H. G. Francis’ Gruselserie) und Commander Perkins. Er verfasste nicht nur Originalskripte zu Serien wie Masters of the Universe, sondern arbeitete auch zahlreiche Vorlagen zu Hörspielen um, etwa Die drei ??? oder 'TKKG sowie einige Folgen der Fünf Freunde. Für den Kiosk Verlag schrieb er die ersten Jan-Tenner-Folgen. Insgesamt verfasste Francis über 600 Hörspiele mit einer Gesamtauflage von 120 Millionen Tonträgern. Er erhielt für seine Hörspiele 120 Goldene Schallplatten und sechs Platin-Schallplatten. Damit schuf Francis eines der umfangreichsten Prosa-Werke der deutschen Nachkriegszeit.
Die auf Kinder und Jugendliche zugeschnittene Buch- und Hörspielserie Commander Perkins lag Francis besonders am Herzen. Die Hörspiele erschienen bei Europa, die Bücher unter dem Pseudonym H. G. Francisco im Franz Schneider Verlag (München). Die Handlung in den Hörspielen und in den Büchern war unterschiedlich, die Figuren aber waren im Wesentlichen die Gleichen. Die Bücher hatten zeitweilig eine Startauflage von 60.000 Exemplaren. Francis’ Idee eines Dimensionsbrechers ermöglichte es ihm, ohne lange Anreisen direkt mit der Schilderung von Abenteuern auf fernen Planeten zu beginnen. Die letzten Perkins-Europa-Hörspiele erschienen 1980, die letzten Perkins-Romane 1984 – in beiden Fällen wurde der laufende Handlungszyklus nicht zu Ende geführt. Ausschlaggebend für die Einstellung waren bei beiden Verlagen offenbar rückläufige Verkaufszahlen. Francis äußerte sich später hierzu so: „Ich habe wirklich nicht verstanden, weshalb die Kaufleute in den Verlagen eine so dumme Entscheidung getroffen haben.“ Die neun Perkins-Romane erschienen zwischen 2002 und 2009 in vertonter Fassung bei Maritim – allerdings unter dem Titel Das Sternentor, da die Namensrechte für Commander Perkins noch bei Europa lagen.
Das Werk Das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks, welches er unter dem Pseudonym Peter Bars schrieb, beinhaltet tatsächliche Begebenheiten. In der Trilogie Die Zeitmaschine geht es um ein Wissenschaftlerteam, welches Zeitreisen zu den Kulturen der Maya und der Ägypter und eine Expedition in die versunkene Stadt Tiahuanaco unternahm.
Francis hatte ursprünglich unter seinem richtigen Familiennamen Franciskowsky veröffentlichen wollen. Der alte Verleger Pabel lehnte dies jedoch ab. Er befürchtete, sein Autor könnte für einen Polen gehalten werden, glaubte, dass er nur englische und amerikanische Autoren verkaufen könne und verpasste ihm das Pseudonym Francis.
H. G. Francis zeichnete sich durch eine enorme Produktivität und Vielseitigkeit aus. Neben seiner Tätigkeit bei Perry Rhodan, die er 2005 einstellte, schrieb er sehr viele Tierbücher, Pferdegeschichten (zum Beispiel Wendy-Bücher), Sachbücher und historische Romane. Für den ARD-Zweiteiler „Störtebeker“ adaptierte er eine Taschenbuch-Ausgabe. Den Umfang seiner Tätigkeiten beschrieb er: „Ich wäre als Schriftsteller auf keinen Fall ausgefüllt und zufrieden, könnte ich nur in einem Genre arbeiten […] Wichtig ist für mich die Vielfalt und die Herausforderung durch neue Themenkreise. Das Spektrum der Themen kann gar nicht weit genug für mich sein.“
Für eine Musical-Adaption der Perry-Rhodan-Serie arbeitete Francis an der Story, dem Bühnenbild und der Musik. Das Projekt wurde allerdings nie verwirklicht.
Im Sommer 2009 erlitt Francis einen schweren Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. Im November 2011 verstarb er an den Spätfolgen.
Pseudonyme
Franciskowsky schrieb unter folgenden Pseudonymen:
- H. G. Francis
- Hans G. Francis
- H. G. Francisco
- Gunther Frank
- Peter Bars
- Cade C. Merrit
- R. C. Quoos-Raabe
- Frank Sky
- Hans G. Stelling
- Dick Farlow (bei Jan Tenner)
sowie unter dem Verlagspseudonym Ted Scott.
Werk
Bücher
Auf den Spuren bedrohter Tiere (1992–1995)
- Im Reich der Robben
- Achtung, Eierdiebe!
- Verbotene Jagd
- Elfenbeinjäger
- Tiger in Gefahr!
- Rettet die Delphine
- Wenn die Wölfe heulen
- Im Land der Bären
- Im Tal der Pandas
Commander Perkins (1979–1984)
- Der rote Nebel
- Planet der Seelenlosen
- Der verbotene Stern
- Im Land der grünen Sonne
- Verloren in der Unendlichkeit
- Im Bann der glühenden Augen
- Der dritte Mond
- Das Rätsel der sieben Säulen
- Die Zeitfalle
Der Junge vom Lotsenturm (1991–1992)
- Geheimnis um Dennis
- Die Videofalle
- Das Haus der Taschendiebe
- Dennis und die Jugendbande
- Verschwörung gegen Dennis
- Dennis in der Falle
Detektiv Clipper
- Ein Koffer voller Geld
- Der zweite Schlüssel
Zauber-Detektive (1998–2000)
- Die Jagd nach dem Superchip
- Die Fälscherbande
- Auf der Suche nach dem grünen Geis
- Gefangen im Gruselzelt
- Gespenster auf Burg Teufelsmoor
- Das Geheimnis der fremden Maske
- Die Rache des roten Ritters
Utopia-Großband (1962)
Als Hans G. Francis:
- 166: Die fünf Oligos (1962), Pabel, Rastatt.
Heftromane
Atlan (1970–1986)
Perry Rhodan (1971–2004)
Hörspiele
Commander Perkins (1976–1980)
- Das Tor zu einer anderen Welt
- Im Strom der Unendlichkeit
- Das Geheimnis der UFOs
- Bordon, der Unsterbliche
- Saturn ruft Delta-4
- Expedition in die Vergangenheit
- Verschollen in der Unendlichkeit
- Der galaktische Waffenmeister
- Das mittlere Auge
Das Sternentor (2002–2009)
Hierbei handelt es sich um Vertonungen der Commander Perkins Romane aus dem Schneider-Verlag. Die Hörspielbearbeitung nahm Franciskowsky selbst vor.
- Der rote Nebel
- Planet der Seelenlosen
- Der verbotene Stern
- Im Land der grünen Sonne
- Verloren in der Unendlichkeit
- Im Bann der glühenden Augen
- Der dritte Mond
- Das Rätsel der sieben Säulen
- Die Zeitfalle
Detektiv Clipper (1976)
- Unter falschem Verdacht
- Die Entführung
Geschichte der Urzeit (1977)
Unter dem Pseudonym Peter Bars
- Eine Reise zu den Sauriern
- Die Welt der Saurier
Holle Honig (1987–1989)
Unter dem Pseudonym R. C. Quoos-Raabe
- Holle Honig im Zirkus
- Holle Honig als Pannenhelfer
- Holle Honig auf Gespensterjagd
- Holle Honig rettet den Spielplatz
- Holle Honig und der Wettlauf
- Holle Honig auf Seefahrt
- Holle Honig in der Bäckerei
- Holle Honig auf dem Bahnhof
- Holle Honig und die schwarze Hand
- Holle Honig in Gefangenschaft
- Holle Honig und das Go-Kart-Rennen
- Holle Honig auf dem Moorhof
- Holle Honig und die versunkene Stadt
- Holle Honig und das entführte Maiglöckchen
- Holle Honig jagd den Doppelgänger
- Holle Honig rettet das Denkmal
- Der grüne Dschungelgott
- Babsis Erbschaft
Special: Wundersame Weihnacht
Schatzsuche (1978–1979)
- Schatzsuche im Atlantik
- Schatzsuche in der Karibik
Science Fiction Documente (1978)
- Projekt S.E.T.I. – Signale aus dem All
- Orbit Challenger – Killer-Satelliten greifen an
- Space Shuttle »Enterprise« – Orbit Challenger
Gruselserie (1981–1982)
- Frankensteins Sohn im Monster-Labor
- Dracula und Frankenstein, die Blutfürsten
- Dracula, König der Vampire
- Das Schloß des Grauens
- Der Angriff der Horrorameisen
- Das Duell mit dem Vampir
- Die Begegnung mit der Mörder-Mumie
- Gräfin Dracula, Tochter des Bösen
- Im Bann der Monsterspinne
- Draculas Insel, Kerker des Grauens
- Der Pakt mit dem Teufel
- Die Nacht der Todes-Ratte
- Dem Monster auf der blutigen Spur
- Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf
- Nessie, das Ungeheuer von Loch Ness
- Ungeheuer aus der Tiefe
- Die Insel der Zombies
- Das Weltraum-Monster
Auszeichnungen
- Ohrkanus-Hörbuch- und Hörspielpreis 2007 in Essen in der Kategorie Ehrenpreis.
- Am 13. Juli 2012 erschien der Perry-Rhodan-Heftroman 2656 mit dem Titel Das Feynman-Kommando. Das von Swen Papenbrock geschaffene Titelbild dieses Bandes zeigt ein Porträt von H. G. Francis.
Literatur
- Hans Joachim Alpers und Thomas M. Loock: Interview mit H. G. Francis. In: Lesebuch der deutschen Science Fiction 1984, herausgegeben von Hans Joachim Alpers und Thomas M. Loock (Edition Futurum Bd. 4), Corian Verlag, Meitingen 1983. ISBN 3-89048-204-X
Weblinks
- Literatur von und über H. G. Francis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- H. G. Francis in der Internet Speculative Fiction Database (englisch)
- Werke von H. G. Francis bei Open Library
- H. G. Francis auf der Seite der Perry-Rhodan-Serie
- H. G. Francis bei der Serie Perry Rhodan Action
- H. G. Francis in der Perrypedia
- H.G. Francis als Autor der He-Man Hörspiele von Europa
Einzelnachweise


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